Do, 2. August 20 Uhr
Der Künstler Manuel Graf spricht über seine im Rahmen der Ausstellung entstandene Arbeit „Ay Shay“ am Bertha-von-Suttner-Platz.
Manuel Graf entlockt dem monolithisch wirkenden Bertha-von-Suttner-Platz eine unbekannte Seite. Mit Anbruch der Nacht verwandelt sich die harsch wirkende 80er-Jahre-Größe ganz leicht durch Licht und Zeichen in ein orientalisch anmutendes Ensemble. Die monumentalen Bögen, die einst das Tor nach Oberbilk bilden sollten, werden in Analogie zur Vier-Iwan-Moschee interpretiert. Graf, der den Platz schon in frühen Arbeiten als zukünftiges Architekturdenkmal prognostiziert hat, beschreibt seine Motivation mit dem menschlichen Maß:
„In die Architektur osmanischer Kioske und persischer Iwan-Moscheen verliebte ich mich sofort. Das schwerelose, fast virtuelle dieser Bauwerke abstrahiert ihren religiösen Ursprung.
Mein täglicher Pilgergang zum Bertha-von-Suttner-Platz hatte einen einfachen Grund: die Stadtbibliothek. Lesen hilft, die Allgemeingültigkeit der eigenen Überzeugung zu hinterfragen. So wurde der Bertha-von-Suttner-Platz zu einer Kirche der Aufklärung. Oberflächlich betrachtet teilt dieses postmoderne Ensemble einige architektonische Elemente mit der persischen Vier-Iwan-Moschee. Diese Koinzidenz, die zwei Kulturen, zwei Kontinente, Sakrales und Säkulares umspannt, wird in meiner Arbeit durch visuelle und akustische Eingriffe aktiviert.“ Manuel Graf
Dass Graf mit dieser kongenialen wie leichten Geste zeigt, wie das Unwandelbare wandelbar wird, betont die profunden Möglichkeiten einer Kunst, die weit über die Raumkonzepte der Planung hinausgeht