Translokale – Abschied der Objekte
Kuratiert von Jan Wagner
Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist ein klassischer Transitraum mit seiner austauschbaren Choreografie aus Handelsketten, Imbissbuden und Kaffeeständen to go. Demgegenüber steht das Bahnhofsviertel mit einer sehr spezifischen Mischung aus Fachgeschäften und internationaler Gastronomie, die eine ganz eigene kulturelle Identität behauptet.
Die Ausstellung geht von der Topologie dieser Orte aus, die sich in den zugehörigen Gruppen und ihren sozialen Codes fortschreibt. Die künstlerischen Interventionen nutzen die Kontexte, widmen sie um und greifen damit direkt in die Inszenierungen und sozialen Abmachungen ein, um so beide Seiten in situ neu zu kontextualisieren und sichtbar zu machen.
Neben dem Ortsbezug ist das verbindende Narrativ der Abschied der Objekte. Stadt und Stadtgesellschaft haben sich in den letzten 100 Jahren durch den Abzug der Produktion und das Absterben des Fachhandels gewandelt. Der Online-Handel und die globalisierte Produktion formatieren die Stadt neu. Sie definieren neue Räume, Wege und Funktionen in der Stadt. Die Herstellung von Objekten findet oft nur noch in anachronistisch-kunsthandwerklicher Form statt, die eher ein Lebensgefühl beschreibt als reale Produktionsverhältnisse.
Gleichzeitig rückt eine vollständige Automatisierung von Produktion und Handel im Konzept der Industrie 4.0 immer näher, in der die gesamte Wertschöpfungskette von der Rohstofflieferung bis zum Verkauf durch den Online-Handel miteinander vernetz und soweit rationalisiert ist, dass menschliche Arbeitskraft kaum noch eine Rolle spielt. Hier endet der lange Abschied der Objekte von den Menschen und ihr geisterhaftes Eigenleben auf den Produktionsstraßen, Hochregallagern und in den IT-gesteuerten Logistikzentren mit ihren globalen Interdependenzen beginnt. Welche Folgen hat das für die Kunstproduktion, für das Objekt und die Stadt, und welche Ableitungen ergeben sich daraus für den Menschen, sein Verhältnis zur physischen Welt und sein Selbstverständnis als produktives Wesen? Diesen Fragen geht die Ausstellung nach und sucht nach den Veränderungen, die die Zukunft bereits ankündigen.